In einer besonderen Welt der Mythologie leben die Bali Aga, die Alt-Balinesen. Ihre wenigen noch existierenden Dörfer verstecken sich in den Bergtälern des Ostens und am Fuße des Mount Abang. Ihre Geschichte reicht weit bis in prähistorische Zeiten zurück. Über viele Jahrhunderte hinweg sind sie ihren uralten Bräuchen treu geblieben. Besucht man Tebanan, eines der typischen Bali-Aga-Dörfer fühlt man sich tief ins Mittelalter zurückversetzt. Gestampfte Lehmwege werden gesäumt von Gehöften hinter hohen Mauern. Im Zentrum des Dorfes befindet sich der Bali Agun, der offene Ratssaal. Ihr Alltag ist fast völlig unbeinflusst von moderner Zivilisation, wenn auch mittlerweile der Strom Einzug gehalten hat in Tenganan. Noch archaischer verläuft das Leben in Trunyan, dessen Bewohner noch heute an einer Sozialordnung aus prähistorischer Zeit festhalten. So verbrennen Sie ihre Toten nicht, sondern bahren sie in einem Friedhof, der nur mit kleinen Booten zu erreichen ist, auf und lassen die Geier das Werk vollenden.
Ein heiliger Baum, der diesen Friedhof am Rande des Urwaldes überragt, sorgt dem Mythos nach dafür, dass die Toten trotz des schwülwarmen Klimas nicht verfaulen. Trotz scheinbarer Armut sind die Dörfer der Bali Aga reich. Riesiger Landbesitz sorgt dafür. Gleichzeitig mit dem Erhalt ihres Landbesitzes haben sie sich auch die Unabhängigkeit ihrer Gesetze erhalten. Die Sozialstruktur ist streng nach der Hierarchie des Alters gegliedert. Diese harten Regeln einzuhalten, wird besonders für junge Leute immer schwieriger. So wird in Trunyan noch immer jeder Dorfbewohner verstossen, der die Ehe mit einer (einem) Fremden eingeht. Wobei auch schon das Nachbardorf zur Fremde gehört. Wie lange diese Lebensformen, die bis auf die Wanderungen heiliger Asketen zurückverfolgt werden können, noch überleben, wird sich zeigen.