Täler haben es nicht ganz so einfach. Ihre Schönheit und Charakteristik erschliesst sich oft nur von oben. Eine Tatsache, mit der auch das waldreiche Pustertal in Südtirol leben muss. Dabei hat es dieses Tal am Alpenrand leichter als andere. Die Natur sorgt dafür, dass es von vielen Aussichtsbalkonen gesäumt wird, sprich es gibt reichlich Möglichkeiten, aus luftiger Höhe einen Blick in und über das Tal zwischen den Gitschbergen und den Kalkformationen der Dolomiten zu werfen. Das Tor zum Pustertal, das in Richtung Osten als Nebental von der Eisack abgeht, bildet das kleine Städtchen Mühlbach. Hier beginnt noch eine fast verträumte Welt. Während die Alpenhaupttäler von Nord nach Süd führen und als Handelswege und militärische Verbindungsstrassen seit Jahrhunderten einen hohen Stellenwert hatten, war das Pustertal weder für Militärs noch für Kaufleute sonderlich interessant. So ist es bis heute von den mächtigen Tourismusströmen unserer Zeit verschont geblieben. Nur relativ wenige Touristen planen den Abstecher entlang der Rienz durch das 80 Kilometer lange Tal bis an die österreichische Grenze.
Den Mittelpunkt des Pustertals - ob verkehrstechnisch oder kulturell - bildet das Städtchen Bruneck, dessen Altstadt mehr als nur einen kurzen Blick wert ist. Im oberen Pustertal ist es vor allem der Innicher Dom, eine Stiftskirche aus dem 13. Jahrhundert, der von der langen Besiedlungsgeschichte des Tales erzählt. Unbedingt dazu gehört ein Abstecher ins Ahrntal nach Taufers. Hier findet man eine der beeindruckendsten Burganlagen des gesamten Alpenraumes. Nördlich der Gemeinde Taufers, dort wo die Ahrn durch eine Klamm führt, thront hoch auf dem Felsen die mächtige Burg Taufers, deren trutziger Baustil durch den Hintergrund der vergletscherten Zillertaler Alpen mit dem 3.368 Meter hohen Schwarzenstein noch unterstrichen wird. Die Burg im Rahmen einer sehr informativen Führung zu besichtigen zählt zu den Urlaubshighlights, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.