Kontrastreiche Bilderbuchlandschaft: Schluchten und üppige Regenwälder, Teebaum, Palmfarn und Pandanus-Palme: Bäume schmiegen sich an Klippen, über die donnernde Wasserfälle rauschen. In natürlichen Süßwasser-Pools schwimmen pinkfarbene und gelbe Seerosen - ein Rausch an Farben und fremden Geräuschen.
Wer den nördlichsten Zipfel des Northern Territory nicht gesehen hat, hat eine der Schatztruhen Australien nicht geöffnet. Denn die herbe Schönheit des spröden Outbacks weicht einem tropischen Paradies: Der Kakadu-Nationalpark gehört zu den bekanntesten Reservaten des Kontinents. Auf nur 19.000 Quadratkilometern tummeln sich über 1.600 Pflanzenarten, 60 verschiedene Säugetiere, 290 Vogelarten, 120 Reptilien, 25 Frösche und 55 verschiedene Fische - viele davon gibt es nur hier.
Felsen und Sümpfe: Auf einer relativ kleinen Fläche - nur halb so groß wie die Schweiz - existieren völlig entgegengesetzte Landschaften. Pinkfarbene Wasserlilien und knorrige Krokodile tummeln sich in den Billabongs - stille Flussausläufer, die während des Sommers überflutet werden. Wo schon Paul Hogan durch die Sümpfe wanderte, können auch Touristen sich wie Crocodile Dundee fühlen. Bootstouren führen zu den Krokodil-Mekkas Mamukala und den Yellow Waters. Hier warten die urzeitlichen Echsen träge im Wasser. Auenlandschaften und Feuchtgebiete existieren neben schroffen Klippen und spektakulären Schluchten. Die Sandsteinklippen im Osten schießen bis zu 200 Meter in die Höhe - und hier stürzen auch die berühmten Jim Jim Falls, die Twin Falls und Gunlom hinunter. Während des tropischen Sommers sind die Wasserfälle am gewaltigsten.
Die Felsen des Kakadu-Parks - eine Jahrtausende alte Steingalerie. Die Aborigines haben hier ihre Geschichte niedergeschrieben. Die Bilder zeigen Schablonen von Händen, Ornamente von Jägern mit Speeren und Figuren aus dem Traumland: Namarrgon der Lichtmann und Ngalyod die Regenbogenschlange. Fische und Vögel sind im Relief der Steine gefangen. Die Malerein der Aborigines verzieren schon seit 50.000 Jahren die Felsen. Die berühmtesten Stätten des archaischen Vermächtnisses: Ubirr und der Nourlangie-Felsen. Insgesamt wurden über 5.000 Aborigines-Stätten gefunden: Unterschlüpfe, Stein-Werkzeuge, Schleifsteine und Ocker für die zeremoniellen Schminkrituale. Ihre Sprache hat dem Park auch den Namen gegeben - denn Gagadju ist die Hauptsprache der nördlichen Stämme.
Während der Trockenzeit kann man den Park leicht mit dem Auto erkunden. Während des Sommers wird das schon problematischer: Hier können manche Straßen nicht mehr befahren werden. Aber per Flugzeug, Helikopter und Boot lässt sich der einzigartige Charme der Landschaft das ganze Jahre über entdecken.