Die geschichtsträchtige Landzunge des Sinai bildet die natürliche Grenze zwischen dem afrikanischen und dem asiatischen Kontinent. Es ist eine gebirgige, urgewaltige Landschaft, trocken und menschenfeindlich, aber dennoch von einzigartiger faszinierender Schönheit.
Drei der grossen Weltreligionen, Judentum, Christentum und Islam haben hier ihren Ursprung. Dem alten Testament nach floh Moses vor den Ägyptern auf die Sinai-Halbinsel. Hier erschien ihm Gott im Wunder des brennenden Dornbusches, der ihm befahl, nach Ägypten zurückzukehren und die Kinder Israels zum Berge Sinai, dem biblischen Berg Horeb zu führen. 50 Tage nach dem Auszug aus Ägypten empfing Moses auf dem Gipfel des Berges Gottes Gesetz: die Zehn Gebote.
Im Herzen der Sinai Wüste, am Fusse dieses Berges, liess Kaiser Justinian im 6. Jahrhundert eine grosse, wehrhafte Klosterfestung mit einer prächtigen Kirche an jener Stelle errichten, an der einst Gott zu Moses durch die Flammen des Dornbusches sprach. Benannt wurde das Kloster nach der Hl. Katharina, deren Gebeine Mönche auf dem benachbarten Berg fanden, der seitdem den Namen Djebel Katharina trägt.
In seiner langen, 1.400 jährigen Geschichte, wurde das Kloster niemals erobert, beschädigt oder zerstört. Ob Mohammed, der Gründer des Islam, arabische Kalifen, türkische Sultane und Napoleon, sie alle stellten das Kloster unter ihren Schutz und bewahrten es so vor Plünderungen und Zerstörung.
Die Klosterbibliothek, die an Wichtigkeit nur der des Vatikan nachsteht, enthält knapp 3.000 Handschriften, darunter auch die von Mohammed und Napoleon unterzeichneten Schutzbriefe. Wertvollstes Stück ist der Codex Syriaticus aus dem 5 Jahrhundert, der bisher älteste Text der heiligen Schrift.
Wo ehedem der Dornbusch wuchs, steht heute eine Kapelle mit einem Altar und einer Marmorplatte über der Stelle, wo sich die Wurzeln des Busches befanden. Bereits 1246 berichtete der deutsche Magister Thietmar nach einem Besuch des Klosters, der Dornbusch wurde weggenommen und in Form von Reliquien unter den Christen verteilt. Aussen an den Küchentrakten des Klosters, blüht jedoch noch ein Ableger dieses Dornbusches. Wie die Mönche erzählen, der einzige, den es gibt, denn jeder Versuch neue Ableger zu ziehen ist bisher missglückt.